Eine neue Dimension schwedischer Design- und Handwerkskunst gepaart mit hochwertigen Materialien und innovativer Antriebstechnik und serienmäßigen Assistenzsystemen der neusten Generation. Wird die 90er Reihe von Volvo diesen Argumenten gerecht? Daher heute im Test, der neue Volvo S90.
Volvo – galt über Jahrzehnte als schwedische Lebensversicherung mit fünf Buchstaben. Kein Kunststück, denn es waren die schwedischen Ingenieure von Volvo, die am 29. August das Patent zum Dreipunkt-Sicherheitsgurt anmeldeten und es dem Gemeinwohl zur Verfügung stellten, ohne dabei rein monetäre Ziele im Fokus zu haben. Das Thema Sicherheit stellt für die Volvo Group ein äußerst ernsthaftes Thema dar. Volvo vertritt den Anspruch, dass bis 2020 kein Insasse und Passant ernsthaft durch oder in einem Volvo Neuwagen verletzt oder gar getötet wird.
Im neuen Volvo V90 wird diesem Anspruch Rechnung getragen durch zahlreiche Assistenzsysteme der neuesten Generation. Das serienmäßige City Safety System schützt aktiv vor Kollisionen und dank einer Weltneuheit sogar im Kreuzungsbereich. Denn mithilfe eines Bremseingriffs können so potenzielle Gefahren abgeschwächt oder gar direkt vermieden werden. Ein besonderes Highlight des Systems ist die Erkennung physisch unterlegener Verkehrsteilnehmer, wie zum Beispiel Radfahrer, Fußgänger oder auch Tiere. In unserem Test arbeitete der Pilot Assist für teilautonomes Fahren bis zu Geschwindigkeiten von 130km/h in Verbindung mit Lane Keeping Aid (LKA) überwiegend zuverlässig. Problematisch wird es, wie auch bei Assistenzsystemen anderer Hersteller, wenn durchgezogene Linien mit Linienschraffierungen und Kurven aufeinandertreffen. Hier ist der aktive Eingriff des Fahrers unbedingt erforderlich. Trotzdessen ist der Weg zum autonomen Fahren hier klar erkennbar. Äußerst zuverlässig funktionierte im Übrigen die Verkehrszeichenerkennung mit automatischer Geschwindigkeitsanpassung. So manch ein deutscher Automobilhersteller besitzt dort noch Nachholbedarf.
Ausschließlich Vierzylinder Triebwerke im Premiumsegment, ein eindeutiges Alleinstellungsmerkmal. So halten doch die Motoren-Regale der Premium-Konkurrenz eine ausreichende Balance von Vier- und Sechszylinder Aggregaten vor. Zwei Benziner und drei Dieselmotoren stehen zur Auswahl, mit einem Leistungsspektrum von 150 bis 320 PS. Die Spitzenmotorisierung, der T6 AWD mit Geartronic, wirkte während der Probefahrt sehr spurtstark und zugleich kräftig – sicherlich ein Nebeneffekt des Allradantriebs. Die 8-Gang Geartronic konnte während der Probefahrt auf der Insel Sylt sicherlich nicht vollständig in sämtlichen Lebenslagen getestet werden, doch eines ist sicher, der Fahrer vermisst weder Sportlichkeit noch Komfort.
Das Interieur hält das, was das Äußere des Volvo S90 verspricht – puristisches skandinavisches Design, gepaart mit modernen Elementen. Erster Eindruck: „Wow, ein Volvo kann inzwischen mit den BMW’s und Audi’s dieser Welt mithalten.“ Man sucht, zum Glück vergebens, nach einer störenden Landschaft aus zahlreichen Knöpfen, denn dank 9 Zoll Touchpad werden alle relevanten Funktionen in einer Bedienungszentrale gebündelt. Die Menüführung ist als Volvo-Neuling nicht ganz intuitiv zu bedienen, doch die Grundfunktionen sind schnell gefunden.
Herzstück des Innenraums ist das Premium Sound System aus dem Hause Bowers & Wilkins®. Dass ein Soundsystem nicht nur auditiv verblüffen kann, beweist uns Volvo. Der erste optische Eindruck wirkt mächtig und herausstechend, doch auf den zweiten Blick integriert sich die Optik ideal in das Gesamtinterieur. Ab zum Soundcheck – zu Gast im iPod nano sind Adele, Bosse live und Avicii. Das Urteil des Publikums fällt beeindruckend aus, im Modus Konzerthalle fühlt es sich an, als hätte der Künstler im Fond für ein Privatkonzert Platz genommen. Kein Wunder, denn so wurde das Sound System an das Klangerlebnis der Göteborger Konzerthalle angelehnt und verblüfft mit 19 Lautsprechern und 1400 Watt Gesamtleistung.
Der Einstiegpreis für den Volvo S90 D3 Kinetic beginnt bei 39.800,00 €. Er misst damit eindeutig auf Augenhöhe seiner Mitbewerber. Was diese Limousine bereits serienmäßig mitbringt, ist eine umfangreiche Auswahl modernster Assistenzsysteme. Ansonsten ist der ausstattungsbereinigte Unterschied im Vergleich mit Audi, Mercedes und Co. kaum vorhanden. Kommt es zur üblichen Vollausstattung, besteht ebenfalls Augenhöhe.
Insgesamt ein hinreißend stilvolles Fahrzeug, geschmackvoll eingerichtet, Sicherheit ausstrahlend und trotz der Eleganz genügend Sportlichkeit im Fahrverhalten bietet. Eine große Herausforderung könnte die 4-zylindrige Motorenpalette beim Umwerben der oberen-Mittelklasse Käuferschaft werden.